Die Welt ist eine große Spielwiese voller Eindrücke und Abenteuer. Es gibt so viel zu lernen und zu entdecken, zu sehen und zu tun. Wenn wir das Privileg innehaben, uns frei zu bewegen und uns das ins Leben zu holen, was wir uns wünschen, können wir uns glücklich schätzen.

Das wird vielen derzeit wieder sehr bewusst. Denn plötzlich, mit den Maßnahmen der Regierungen als Antwort auf die Verbreitung des Coronavirus, sehen wir uns mit Einschränkungen konfrontiert, die wir so nicht kannten. Treffen mit Freuden dürfen nicht sein. Umarmungen müssen warten. Veranstaltungen? Abgesagt. Arbeitsalltag… passé. In vielen europäischen Ländern wie Spanien, Italien und Frankreich, unsere Nachbarn, dürfe die Menschen ihre Wohnung nur mit „triftigem Grund“ verlassen. Da sind wir nun. Allein. Zuhause. Auf uns selbst zurückgeworfen. Und die Frage kommt in den Sinn: Wie gut halte ich es eigentlich mit mir selbst aus?

In uns selbst zuhause sein

Eine Freundin von mir sagte neulich: Irgendwie ist es auch gut, dass gerade nichts stattfindet. Zum ersten Mal seit langem hab ich keine Angst, etwas zu verpassen, no fear of missing out. Und es stimmt: Neben Zukunftsangst und der Ungewissheit darüber, wie es wohl weitergeht, ist eine ganz eigene Ruhe auf den Straßen eingekehrt, sodass sich sogar wilde Tiere in die Gassen der Großstädte wagen. Flugzeuge bleiben am Boden. Laufbänder der Industrie sind stillgelegt.

Wie verbringst du deine Zeit zuhause? Haben dich die Corona-Maßnahmen – egal, ob du sie als sinnvoll erachtest oder nicht – gedrosselt? Welche Gedanken gehen gerade in deinem Kopf herum? Wie fühlt es sich an, mit dir allein zu sein? Magst du dich?

Es sei hier ganz klar gesagt: Viele Menschen leiden gerade sehr unter der aktuellen Lage. Ältere Menschen, die in Altenheimen vereinsamen und sich mehr als sonst mit dem Tod konfrontiert sehen; Alleinerziehende, die ihre Kinder daheim betreuen; Kinder, die nicht verstehen, warum sie nicht mehr auf den Spielplatz dürfen; erkrankte Menschen; Menschen, denen die Grundlage der Existenz aufgrund der wirtschaftlichen Einschränkungen verloren geht; und auch unser menschliches Grundbedürfnis nach Gemeinschaft, nach Berührung und Wärme können viele gerade nicht erfüllen.

Darum ist es jetzt wichtig, dir in dir selbst ein Zuhause zu schaffen. Dir selbst Wärme, Mitgefühl, Zuneigung und Liebe zu schenken. Erlaube dir, all das zu fühlen, was gerade in dir vorgeht.

Und vielleicht kannst du die Zeit auch für dich nutzen, Strategien aufzudecken, die du bisher genutzt hast, um das nicht fühlen zu müssen, was IN dir lebendig und in Bewegung ist.

Fluchtstrategien aus dem Moment

Es gibt unzählige Strategien, die wir nutzen, um nicht nach innen schauen zu müssen. Übermäßiges Arbeiten, binge watching von Serien, zwanghafter Nachrichtenkonsum, anderen aus einem Gefühl der Verpflichtung heraus helfen, übermäßiges essen, trinken, schlafen, exzessives Sportmachen. Und auch in der spirituellen Szene gibt es diese Strategien – natürlich –, wie z.B. ständig von einem Retreat oder Workshop zum nächsten zu reisen.

Ich kenne das auch von mir. In der Retrospektive wird erst bewusst, welche Strategien wir uns zurechtgelegt haben, um das nicht fühlen zu müssen, was jetzt passiert. Für mich war es lange Zeit das Reisen, immer von einem Ort zum nächsten. Und auch heute habe ich Strategien; ich schätze sie sogar, denn sie haben einen Zweck. Sie helfen uns, mit Dingen umzugehen, die wir im jeweiligen Moment schwer tragen können. Oft tun wir sie irgendwann aus Gewohnheit und sind eigentlich schon über sie hinausgewachsen, haben unsere Kapazitäten erweitert. Und können sie liebevoll verabschieden.

Jetzt ist sicher nicht die Zeit der radikalen Selbstoptimierung! Es geschieht in unserem kollektiven Feld gerade so viel, was uns energetisch beeinflusst – ob wir es bewusst spüren oder nicht. Doch diese Zeit der „Quarantäne“ kann auch eine Zeit der bewussten Verbindung mit uns selbst werden. Gerade weil es um uns herum ruhiger geworden ist und die Ablenkungen abgenommen haben.

Es gibt in uns so. viel. Schönes. zu entdecken!

Die Einladung an dich lautet, dich selbst noch besser kennenzulernen. Vielleicht startest du damit, dich 20 Minuten hinzusetzen und einfach nur zu atmen. Oder aufzuschreiben, welche Gefühle – Freude, Trauer, Wut, Angst, Scham – du in dir spüren kannst. Rituale helfen dir, in dir zuhause zu sein. Einmal dort angekommen, kann niemand und nichts dich wieder wegholen.

Danke, dass du dich um dich selbst kümmerst.
Damit kümmerst du dich auch um alle anderen.

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Von Janine Schneider

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Fotocredit: Kake Melara // Unsplash