13. Mai 2024 | Die Sehnsucht nach Ritualen ist uns in unsere Zellen eingeschrieben. Diese feinen Potenzialräume sind heute so wichtig wie noch nie, denn im Tempo und Chaos der Welt helfen uns Rituale, innezuhalten, uns auszurichten und uns bewusst in das große Ganze einzuweben. Was sind Rituale und wie bringst du sie in dein Leben? Hier sind deine Ritual-Basics!

Hand vor einem Baum

Rituale als Potenzialraum

Rituale spielen eine Rolle in deinem Leben, auch wenn du dir dessen vielleicht nicht bewusst bist. Journaling, der Sonntagswaldspaziergang, die Gutenachtgeschichte für die Kinder, barfuß gärtnern oder vielleicht Morgenyoga: vieles kann Ritual sein. Was Ritual ist uns was nicht und wie kraftvoll es wirken kann, bestimmst schlussendlich du über deine innere Ausrichtung. Aber dazu gleich mehr.

Die Funktion eines Rituals ist es, dem menschlichen Leben in seiner Form Tiefe zu geben, so formuliert es Joseph Campbell, der Experte schlechthin auf dem Gebiet der Mythologie. Die bewussten Handlungen hauchen dem Moment Bedeutung ein und öffnen uns eine Tür in einen Raum jenseits des Alltagsbewusstseins, mit dem wir gewöhnlich operieren und durch den Tag navigieren.

Rituale tragen Potenzial für vieles:

  • Entschleunigung: Im Ritualraum halten wir an – mit Zeit und Muße – und können über Dinge reflektieren, die uns und unser Leben gerade bewegen.
  • Ausrichtung: Mit einem klaren Fokus finden wir durch Rituale zu einer inneren Ausrichtung. Oder wir nutzen Rituale, um unsere Ausrichtung zu finden.
  • Stabilität und Struktur: Rituale geben uns Halt (vor allem durch Regelmäßigkeit) in einer Welt, in der wir über vieles keine Kontrolle haben.
  • Gemeinschaft: Wenn Menschen für Rituale wohlwollend und mit Offenheit zusammenkommen, entsteht Verbindung.
  • Verbindung entsteht nicht nur mit anderen Menschen, sondern mit uns selbst und mit der Erde. Wir weben uns tiefer ein in den Rhythmus der Natur.
  • Heilung: Schlussendlich geht es bei Ritualen immer um Heilung, die viele Formen annehmen kann: Sich wieder mit dem eigenen Körper verbinden, Dinge loslassen, Gefühle fühlen, Mut fassen …

Erinner dich …

Ich selbst liebe Rituale und habe sie als essenziell wichtigen Teil meines Lebens über die Jahre immer mehr in meinen Weg integriert mit Dingen wie Yoga, Conscious Dance, Schwitzhütten, Räuchern, Singen, Sharing Circles und weiteren Zeremonien rund um die Jahreszeiten. Für mich sind sie bunt und berührend, kreativ und wie Poesie im Alltagsgrau. Dabei ist ein Ritual nicht immer fluffig und glitzern, denn oft muss ich in einem Ritual wie einer Schwitzhütte oder einer tiefen Meditation auch durch Wachstumsschmerzen gehen. Schlussendlich geht es bei einem Ritual um so viel mehr als um Entschleunigung oder darum etwas zu bekommen, was ich will.

„Ritual is a way we practice remembering who we are”, schreiben Robin Deen Carnes und Sally Craig in ihrem Buch Sacred Circles. Ein Ritual hilft uns also, uns zu erinnern, wer wir im Kern wirklich sind. Dabei haben wir Unterstützung, wenn wir im Ritual bewusst in Verbindung gehen mit der Kraft, die das Leben lenkt – you name it: Spirit, Bewusstsein, Quelle, Essenz …  “Remember, why you came here, remember, your life is sacred,” lautet eine meiner all-time favorite Liedzeilen, von Peia in Blesses we are. Dieses Erinnern ist der Grund, warum die Sehnsucht nach Ritualen in uns so tief eingeschrieben ist. Wir sind hier, um uns zu erinnern.

Was macht ein Ritual zum Ritual?

Wie wird eine einfache Handlung jetzt also zum „Ritual“? Gut zu wissen: Unterschiedliche Schulen und Traditionen definieren das Wort verschieden, mal mehr und mal weniger strickt, teilweise synonym mit Zeremonie oder teilweise in Abgrenzung dazu. Definition hin oder her: Es gibt zwei entscheidende Aspekte, die ein Ritual von einer sich wiederholenden Handlung unterscheiden: Intention und Bewusstheit bringen dein Ritual zum Leben.

Die Intention ist der Kern deines Rituales. Warum tust du, was du tust? Was willst du damit bewirken? Versuch schon vor deinem Ritual deine Intention so genau wie möglich für dich klar zu bekommen. Sie ist der goldene Faden deines Rituals. Intentionen für Rituale können sein:

  • Danken
  • Altes loslassen oder ein Kapitel abschließen
  • Neues einladen
  • Freude, Stärke, Mut, Zuversicht … einladen
  • Trauer Raum geben
  • In die Liebe kommen, dich mit dem Herzen verbinden
  • Mitgefühl kultivieren
  • Dich mit der Natur/den Elementen verbinden
  • Heilung für eine Wunde in dir
  • Heilung für die Natur
  • Frieden in dir/Frieden in der Welt (das eine geht so oder so nicht ohne das andere)
  • Stille finden
  • Verbindung mit einem bestimmten Menschen, Wesen oder deiner Community

Du hast deine Intention formuliert? Perfekt. Bewusstheit ist dann das, was eine Routine oder sich wiederholenden Handlung vom Ritual abgrenzt. Wenn wir bei einem Beispiel von oben bleiben: Ein Sonntagswaldspaziergang kann eine Routine oder ein Ritual sein. Wenn ich jeden Sonntag lostigere und beim Laufen meinen Gedanken nachhänge, gehetzt bin oder auf meinem Smartphone scrolle, ist der Sonntagsspaziergang wohl eher kein verbindendes Ritual, auch wenn dir die Sonne und die frische Luft bestimmt guttut. Wenn du aber mit der Intention losgehst, dich mit der Natur zu verbinden und Langsamkeit einzuladen – die Erde unter deinen Füßen spürst, die Blätter an den Bäumen beobachtest, der Sonne dankst für ihre Strahlen, mit Muße Schritt für Schritt gehst, tief atmest und im Moment präsent bist, hast du dir ein Ritual kreiert, das das Potenzial in sich trägt, die heilsamen Kräfte der Natur durch dich wirken zu lassen und den Geist zu klären.

Dein Ritual und du

Das Beste an Ritualen, wenn du mich fragst: Du kannst sie jederzeit nutzen und dich damit prinzipiell immer anbinden an dich und die unfassbare Kraft, die das Leben lenkt. Dabei geht es weniger um das was, als um das wie: Begehe dein Ritual aus dem Herzen heraus mit einer klaren inneren Ausrichtung. Ich will dich ermutigen: Hol dir (wieder) Rituale in dein Leben! Du kannst dir dein ganz eigenes Ritual kreieren, dabei kreativ und gerne auch spielerisch sein. Oder du bedienst dich in Dankbarkeit der vielen bestehenden „formellen“ Rituale der verschiedenen Traditionen und Zeiten, über die du in Teil 2 dieses Rituale-Blogs zusammen mit Input über den Ablauf eines kraftvollen Rituals mehr lesen kannst.

Sei dabei offen für das Ergebnis. Vielleicht zeigt sich die Wirkung nicht so, wie es sich dein Verstand ausgemalt hat. Aber du kannst dir sicher sein: Ein Ritual mit heilsamer Intention und fokussiertem Bewusstsein öffnet eine Tür in einen Potenzialraum, in dem mehr möglich ist, als es sich der Verstand vielleicht vorstellen kann.

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Von Janine Schneider

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Frau macht Yoga