Um uns herum bricht gerade vieles weg, was uns Halt und Sicherheit gibt. Mit der Verbreitung des Coronavirus und den verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ist wenig noch so wie vor ein paar Wochen. Anhaltendes Kontaktverbot, Isolation, Reden von Politikern über „Krieg“ gegen eine unsichtbare Bedrohung, eingeschränkte Grundrechte… wir sind als globale Gemeinschaft in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen. Auch wenn wir in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern wie Indien oder zu Menschen in Flüchtlingslagern Privilegien genießen, über die wir wirklich dankbar sein können: Durch die große Ungewissheit, wie das Leben nach Corona aussehen mag, spüren viele Angst, Wut und Trauer.
Auch mein Alltag hat sich in den letzten Wochen stark verändert, selbst wenn ich als Selbstständige und reisefreudige Person immer recht viel Bewegung in meinem Leben habe. Ich übe mich in Flexibilität, Unterscheidungsvermögen und Akzeptanz und versuche, positiv ausgerichtet zu belieben, ohne dunkle Gefühle zu unterdrücken. Was mich gerade unheimlich stärkt, ist das bewusste Setzen von Ankerpunkten in meinem Leben. Das sind online Yogastunden, in denen ich auch viele von meinen Freunden digital treffe, regelmäßige Spaziergänge im Wald, gemeinsame Meditationen über Signal mit meinem Partner, die Tarotkarten befragen und so einiges mehr, was ich unter dem Begriff RITUALE zusammenführe.
Rituale geben uns Halt und Sicherheit
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das wissen wir nicht nur aus der Psychologie sondern durch eigene Erfahrung. Es gibt uns ein Gefühl von Sicherheit, einem mehr oder weniger festgelegten Tagesablauf zu folgen und gewisse Dinge immer wieder zu tun. Aber die Strukturen, die wir kennen und schätzen, sind innerhalb weniger Tage weggebrochen.
Was uns jetzt Halt geben kann, ist der bewusste Einbezug von stärkenden Ritualen im Leben. „Die Funktion des Rituals […] ist es, dem menschlichen Leben Form zu geben, nicht nur als ein oberflächliches Arrangement, sondern in der Tiefe“, sagte der berühmte Experte auf dem Gebiet der Mythologie Joseph Campbell.
Wir alle wollen uns sicher fühlen. Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Doch in Krisenzeiten kann ein gesundes Sicherheitsbedürfnis aus Angst schnell zum Kontrollzwang mutieren – wie wir es gerade in der Politik erleben. Die Pandemie kontrollieren. Abstand halten. Per Handy-App die Bewegungen beobachten. Impfpflicht in Kürze für alle? Wenn wir nicht mehr wie gewohnt frei Entscheidungen treffen können und nicht wissen, was eigentlich genau um uns herum passiert, sind wir verunsichert. Hierin liegt aber auch eine große Chance: Denn alles kontrollieren zu können ist eine große Illusion.
Was wir in der Hand haben, ist unsere innere Haltung und die Entscheidung, uns positiv auszurichten. Rituale helfen uns dabei. Und es sind besonders die Rituale, die den inneren Halt stärken und unseren Blick auf ein größeres Bild jenseits des individuellen Mikrokosmos weiten, die uns jetzt am meisten stützen.
Was das Ritual belebt
Wahrscheinlich hast auch du bestimmte Handlungen, mit denen du jedem Tag eine Struktur gibst, auch wenn es dir vielleicht nicht bewusst ist – der Kaffee am Morgen, der Abschiedskuss von deinem Partner, vor dem Einschlafen eine Seite in einem Buch lesen. Es gibt zwei Aspekte, die eine sich immer wiederholende Handlung von einem Ritual unterscheiden:
INTENTION und ACHTSAMKEIT bringen ein Ritual zum Leben.
Rituale haben etwas Symbolisches und Zeremonielles, wir schauen mit ihnen hinter das Profane und verbinden uns mit etwas, das größer ist als wir. Indem du mit einer bestimmten Absicht, die sich je nach Ritual unterscheiden kann, eine Handlung mit Bewusstheit ausführst, kommst du ganz in den Moment – hier findet das Leben wirklich statt. Mit Ritualen schaffen wir einen Raum, in dem wir unsere Gefühle spüren und mit allem präsent sein können, was ist.
In vielen Kulturen und religiösen oder spirituellen Traditionen waren und sind Rituale fester Bestandteil des Lebens. Wir kennen die Teezeremonie aus Japan, die Puja aus Indien, schamanische Reisen – Schutzrituale, Heilungsrituale, Initiationsrituale. Oft schaffen sie Gemeinschaft und fördern die Verbindung zwischen Menschen. Aber auch ganz für dich allein kannst du Rituale jetzt in dein Leben bringen, um durch diese Zeit der Ungewissheit und vielleicht sogar als Initiation hinein in eine neue Kultur zu navigieren.
Wenn du deine Intention und deine Achtsamkeit in eine Handlung legst, kann sie dich umso mehr stärken und positiv ausrichten. Für viele ist das die tägliche Yogapraxis, die Meditation oder der Waldspaziergang. Vielleicht findest du in den folgenden Anregungen ein Ritual für dich, das dir jetzt Stabilität gibt.
Ritual für Erdung
Geh nach draußen und stell dich im Garten oder im Wald barfuß auf die Erde oder das Gras. Schließ für einige Minuten die Augen und verbinde dich ganz bewusst mit dem Boden, der dich trägt. Mit jeder Ausatmung gib das Gewicht deines Körpers noch mehr an den Boden ab. Du bist sicher, von Mutter Erde getragen.
Ritual für Positivität
Schreib gleich nach dem Aufwachen drei Dinge auf, für die du gerade dankbar bist. Dankbarkeit macht uns reich, nicht die Dinge, die wir besitzen. Durch dieses Ritual richtest du dich gleich am Morgen positiv aus und lässt Mangelgedanken los.
Ritual für Verbundenheit
Praktiziere die buddhistische Metta-Meditation. Metta bedeutet „liebende Güte“, für alle Wesen, die miteinander verbunden sind. Hier eine Variation davon: Wenn du dich mit deinem Atem verbunden hast und dein Geist etwas zur Ruhe gekommen ist, fokussiere dich auf dein Herz und wiederhole im Geist mit jeder Ausatmung den Satz: Mögen alle Wesen glücklich sein. Du kannst das Segensmantra auch auf Sanskrit rezitieren: Lokah Samastah Sukhino Bhavantu.
Ritual zur Verbindung mit dem, was über uns steht
Egal, wie du es nennen willst: das Göttliche, kollektives Bewusstsein, kosmische Intelligenz, Brahman… durch das Gebet können wir uns mit dem verbinden, was über uns selbst hinaus geht. Auch wenn das Wort Gebet zugegebenermaßen sehr religiös konnotiert ist, ist diese Form des Rituals einfach zugänglich und gleichzeitig sehr kraftvoll. Du kannst deine Fragen ins Universum schicken, deine Ängste aussprechen, Intentionen formulieren und um Unterstützung bitten. Versuch‘s einfach mal aus, ganz aus deiner inneren Führung heraus.
Ritual für innere Balance
In den Körper zu kommen ist der schnellste Weg, um aus dem Kopf heraus zu kommen. Jede und jeder von uns ist anders, darum finde deinen Weg, in den Körper hineinzuspüren. Das kann Hatha Yoga sein, Tanzen, Liebe machen, Meditationen in Bewegung. Nimm alles wahr, was ist, ohne zu werten.
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Von Janine Schneider
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